(28) 29 . Frau Kassim saß behaglich vor einem lodernden prasselnden Feuer, der Rücken auf ein sanftes Polster, den Ellbogen auf ein weiches Kissen von Flaumfedern gestützt. Sie hatte einen fein ausgezakten Halsfragen, schöne Puffärmel; auf dem mit blauem Sammet überzogenen Schemel ruhte einer ihrer Füße; das niedliche Pantöffelchen war sie geputzt wie ein Püppchen, und sie schien sich in diesem Prunk zu gefallen. Bald wedelte sie mit dem Fächer, bald rührte sie mit der Zange in der glühenden Asche und ergötzte sich an den sprühenden Fünkchen. Da trat ein Diener herein und meldete die Frau des Holzhauers bei ihr an. Sie runzelte die Angenbrauen: Es wäre doch ein Wunder, sprach sie mit herber Miene, wenn diese garstigen Hungerleider einen nicht immer plagten und mir wenigstens während der Nacht die Ruhe gönnten.

30. Sie kleben sich an einen an, wie die Kletten an die Fransen des Rockes, es sind wahre Blutegel. Vor solchen Flegeln sollte man die Tür mit Riegeln verschließen oder sie mit dem Besen fortjagen. Was haben diese Bettler wohl zu begehren ? Etwa ein Almosen? — Einen kleinen Sester, antwortete der Knecht. Einen Sester ! dachte sie bei sich, was haben denn doch die armen Schlucker zu messen? Das will ich wissen. Hätte ich nur etwas Pappe oder Leim. Sie stand von ihrem Sessel auf und ging in ein nahes Zimmer, fand aber nichts als den Stumpf eines Talglichtes; sie scheute dennoch nicht mit ihren zarten Fingern ein Klößchen Unschlitt inwendig an den Sester zu schmieren, und ließ dann der Schwägerin das Mädchen übergeben, sich heimlich schmeichelnd, daß einige Körnlein daran bleiben und ihr den Schlüssel zu diesem Rätsel liefern würden, ohne daß sie sich zu anderen Mitteln herabwürdigte.
Denn sie war eben so stolz von Charakter, als vorwitzig.